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Vereinigung der Medien-Ombudsleute
, Anton Sahlender

Verkehrsgewalt ist zutreffender als Unfall

Warum wir für die Mobilitätswende auch im Journalismus eine neue Sprache brauchen, erklärt der Forscher Dr. Dirk von Schneidemesser.

Er wirkt am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam, Dr. Dirk von Schneidemesser und hat dort als Forscher die Sprache ins Auge gefasst, die in deutschen Verkehrsberichterstattungen gepflegt wird. Seine Erkenntnis betrifft uns am Ende alle: Verfehlte Gewichtung und Wortwahl beginnt aber meist bei der Polizei und wird von Redaktionen fortgesetzt. Schneidemesser erklärt beispielsweise, warum aus wissenschaftlicher Sicht der gebräuchliche Begriff „Unfall“, wie er sich häufig in Lokalzeitungen findet, nicht zutreffend ist. Er spricht stattdessen von „Verkehrsgewalt“.



Vortrag und Gespräch von Dr. von Schneidemesser mit der Vereinigung der Medien-Ombudsleute

Von Schneidemesser geht so weit, dass er durch verfehlte Gewichtung und undifferenzierte Wortwahl die notwendige Mobilitätswende im Lande behindert sieht, weil wichtige Veränderungen dadurch nicht richtig in unserem Bewusstsein ankommen können. Der Referent zeigt Beispiele, bei denen in Nachrichten von Verkehrs-Kollisionen eine Schuldverschiebung hin zu schwächeren Verkehrsteilnehmer*innen stattfindet, weil sie sprachlich in eine aktive Rolle hineinversetzt werden. Dass diese Botschaft die Schuld verschiebt, erklärt er über empirische Studien. Er empfiehlt – wann immer möglich – Berichte über Verkehrskollisionen in einen Kontext zu setzen, der Umstände (wie die Verkehrssituation) deutlich macht.

Dirk von Schneidemesser hat angeboten, journalistische Projekte in diesen Zusammenhängen und zur Verkehrssituation wissenschaftlich zu begleiten. Die VDMO empfiehlt ausdrücklich diese Zusammenarbeit  mit Dr. Dirk von Schneidemesser. Kontakt: dvs@iass-potsdam.de

Vorbilder gibt es inzwischen in Großbritannien, wo Forscher bereits publizistische Leitlinien für eine korrekte Sprache Verkehrsberichterstattung entwickelt haben.

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